Besuch der Thoraxklinik durch die Siebtklässler am 30.01.2020

Es war kein vergnüglicher Ausflug, der die vier siebten Klassen am 30.01. nach Heidelberg führte, eher ein nachdenklich machender.

Michael Ehmann, Suchtbeauftragter, Lehrer für Pflegeberufe und pädagogischer Leiter an der dortigen Thoraxklinik, informierte die SchülerInnen eindrucksvoll über die Folgen des Rauchens, mit denen er und seine KollegInnen tagtäglich konfrontiert werden – oftmals ohne „Happy Ending“ für die betroffenen Patienten. 

Ohne erhobenen Zeigefinger (Herr Ehmann war selbst viele Jahre lang Raucher), dafür mit viel Sachwissen und auch (Galgen-) Humor, ging der Experte auf die Entstehung eines Suchtproblems („Wie kommt ein junger Mensch zum Rauchen? Durch den Freundeskreis“) und die unausweichlichen, statistisch belegten Folgen ein: „Was steht auf der Schachtel? „Rauchen ist tödlich.“ Das ist falsch. Es stirbt nur jeder Zweite. Glück gehabt!“ Durch die Miteinbeziehung der Schüler und kleine Rechenspiele („Wie geht Russisches Roulette? Eine Kugel bei sechs möglichen Schüssen im Trommelrevolver. Wie viele Schüsse hat im übertragenen Sinn der Raucher? 6:2=3 von 6. Jeder zweite Schuss sitzt. Kein Mensch würde da noch mitspielen“) verging die Zeit wie im Flug und die Wucht dieser Aussagen hallte noch lange in den Köpfen nach. Ebenso drastisch waren die Zahlen, die diese Behauptung unterstützten: So würden in Deutschland ca. 120000 Menschen („also fast alle Bewohner von Heidelberg“) im Jahr an den Folgen des Rauchens sterben. Und obwohl die Thoraxklinik die „beste Adresse in ganz Europa“ sei, würden 10 von 12 Lungenkrebspatienten ihre Erkrankung nicht überleben, ganz einfach, weil man den Krebs erst dann bemerke, wenn er schon sehr weit fortgeschritten sei. 

Neben den zahlreichen Krebsarten in Lunge, Bauchspeicheldrüse, Kehlkopf und Speiseröhre, die durchs Rauchen verursacht werden, nannte Herr Ehmann noch die Durchblutungsstörungen, die zu Herzinfarkt, Schlaganfall und Raucherbein führten. Fotos von gesunden Organen wurden mit denen von Rauchern verglichen. Dann wurden auch die zahlreichen (Mode-) Ableger des Rauchens thematisiert. Wichtigste Erkenntnis danach: Es ist vollkommen egal, ob man zur klassischen Zigarette, zur „moderneren“ E-Zigarette oder der bei Jugendlichen so beliebten Wasserpfeife alias Shisha greift – die Folgen für den Körper sind stets dieselben unerfreulichen; alles ist gleichermaßen schädlich! Häufig enthalte eine Wasserpfeife sogar noch mehr Tabak als normale Zigaretten. 

Viele Raucher wüssten das. Trotzdem würden sie nicht loskommen vom Glimmstängel. Warum nur? „Das liegt am Nikotin, das macht süchtig!“, steuerte ein Schüler bei. Wie schnell das geht („Nikotin gelangt sofort ins Blut und erreicht das Hirn in 7 Sekunden“), dass es die Blutgefäße verengt, dadurch für schlechtere Durchblutung sorgt und die Hauttemperatur senkt, gehört dabei ebenso zu den Dingen, die man wissen sollte wie die Tatsache, dass Nikotin „extrem schnell“ süchtig mache.

Wen der hohe gesundheitliche Preis, den man für sein Laster zahlen muss, nicht vom Unsinn des Rauchens überzeugt hatte, der kam vielleicht spätestens beim Vorrechnen der jährlich entstehenden Kosten („ca. 7 Euro pro Packung ergibt bei einem Raucher, der eine Packung pro Tag raucht, pro Jahr um die 2555 Euro“) oder der gezeigten Live-Endoskopie einer geschädigten Lunge ins Grübeln. 

Im zweiten Teil der Veranstaltung stand den Schülern dann eine Patientin Rede und Antwort, die im klassischen Einstiegsalter von 12, 13 Jahren mit dem Rauchen begonnen hatte und in ihren Spitzenzeiten 30 Zigaretten pro Tag benötigte. Ihr Lungentumor war zufällig entdeckt worden, als sie im Alter von 38 wegen eines Bandscheibenvorfalls zum Arzt ging. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, als die „Langzeitüberlebende“ („Frau H. ist eine große Ausnahme!“) ihre Krankheitsgeschichte erzählte. 

Am Ende verabschiedeten sich einige SchülerInnen nur widerwillig von der Patientin; gerne hätte man noch weitere interessierte Fragen an sie gerichtet, aber die Busse für die Heimfahrt zur Schule standen schon bereit. 

Als Fazit kann man nur sagen: Wer mit all dem an der Thoraxklinik erfahrenen Wissen dennoch mit dem Rauchen anfängt, kann später zumindest nicht behaupten, er/sie hätte von nichts gewusst!

 C. Puchta